Um einen Kredit zu erhalten, mussten die Frauen Mitglied einer Spargruppe werden und zuerst aus eigener Kraft, eine bestimmte Summe ansparen. Eine Spargruppe (Thriftgroup) setzt sich aus 15-20 Frauen zusammen, die monatlich je 20-30 Rupien sparen. Von der angesparten Summe wird einer Frau, die von der Gruppe ausgewählt wird, ein Kredit bereitgestellt. Dieser Kredit ist innerhalb von 10 Monaten mit 2% Zins pro Monat zurückzuzahlen. Diese Zinsen verbleiben innerhalb der Spargruppe.
Rechenbeispiel: 20 Frauen sparen je 30 Rupien pro Monat
1. Monat: 600 Rs. Sparsumme. Eine Frau kann einen Kredit von 600 Rs. nehmen
2. Monat: 600 Rs. Sparsumme + Kreditrückzahlung von 60 Rs. + Zinsen 12 Rupien. Es steht ein Kredit von 672 Rs. zur Verfügung.
3. Monat: 672 Rs. Sparsumme + 60 Rs. + 10,8 Rs. (1. Kredit + Zinsen von restlichen 540 Rs.) + 67,2 Rs. + 13,4 Rs. (2. Kredit + Zins). Es steht ein Kredit von 823,4 Rs. zur Verfügung.
Durch dieses kontinuierliche Sparen und die Kreditrückzahlung + Zinsen steht der Gruppe ein immer größerer Betrag zur Verfügung. Jede Frau hat ein Sparbuch, in das sie einträgt wann und wie viel sie gespart hat und die Summe ihres Guthabens. Die Gruppe wählt eine Präsidentin und eine Stellvertreterin, die das Geld einsammeln und verwalten. Sie notieren die Höhe der einzelnen Kredite, wofür der Kredit genutzt wird und die Summe der Rückzahlungen. Außerdem berufen sie die monatlichen Versammlungen ein. Die Gruppen verwalten sich selbst, bekommen aber die Unterstützung von CARDS bei Schwierigkeiten und werden regelmäßig von CARDS-Mitarbeitern/innen besucht.
Die Präsidentinnen und Stellvertreterinnen erhalten ein zusätzliches Training in Kontoführung und über ihre Aufgaben.Größere Kredite können bei CARDS oder staatlichen Organen beantragt werden. Die Zinsen hierfür betragen monatlich 1%.
Praktisches Beispiel - eine Wasserbüffelkuh als Hoffnungsträger
Der Preis für eine Milchkuh beträgt 100 €. Für ihren Kredit kann sich eine Frau eine Wasserbüffelkuh kaufen - eine Anschaffung, die die Situation der Frau und ihrer Familie von Grund auf ändert.
Es bedeutet für die Familie:
- gesündere Ernährung durch die Milch. Für viele Dalit-Familien bisher ein unerschwinglicher Luxus.
- Einkommen durch den Verkauf eines Teils der Milch
- weitere Einkommensmöglichkeiten durch Aufzucht eines Kalbs
- die Kinder müssen nicht mehr arbeiten, sondern können zur Schule gehen
Der Erwerb einer Wasserbüffelkuh ist somit ein wichtiger Beitrag zur Sicherung des Familieneinkommens. Der Milchverkauf macht es möglich, den Kredit (+ 2 % Zins monatlich) in 10 Monatsraten zurückzuzahlen. Nach 10 Monaten kann der Betrag von 100 € an eine andere Frau weitergegeben werden.
2020 Dalitfrauen erhalten je einen Kleinkredit von 100 € zum Kauf einer Milchkuh oder zur Gründung eines anderen Geschäfts, den sie mit 2 % Zins im Monat innerhalb von 10 Monaten zurückzahlen. Nach der Tilgung des Darlehens werden die 100 € an die nächste Frau weitergegeben. Bis zum Jahr 2020 werden an dem sogenannten Income Generating Programm (nachhaltigen Einkommensprogramm) 42.420 Dalitfrauen beteiligt sein.
Durch die Zusammenarbeit der Frauen in den Spargruppen wird das Verständnis und der Einsatz für kommunale Belange und Gemeinschaftsaufgaben gefördert. Die Zinserträge werden z.B. auch zur Förderung der dörflichen Infrastruktur eingesetzt, wie z. B. Gesundheits- und Bildungszentren, Umweltschutzprogramme, Gründung von Jugendgruppen und Lebensmittelkooperativen.
Wer entscheidet über Kreditvergabe ?
Bei Krediten innerhalb der Spargruppe entscheiden die Frauen über die Vergabe. Am Ende des Monats tragen einzelne Frauen ihre Kreditwünsche vor, berichten was sie machen möchten und warum für sie gerade jetzt ein Kredit wichtig ist. Die Gruppe entscheidet dann gemeinsam, welcher Kredit zu diesem Zeitpunkt die größte Dringlichkeit hat und welcher noch auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden kann. Solange der Kredit läuft, dürfen die beiden Bürginnen keinen eigenen Kredit aufnehmen.
CARDS hat hier kein Mitsprache- bzw. Entscheidungsrecht und kann höchstens beratend zur Seite stehen.
Bei der Verteilung von Krediten von CARDS entscheidet das Vertretungsgremium der Spargenossenschaft. Bei der Verteilung der Gelder der "Vision 2020" entscheidet die große Genossenschaft.
Wie wird die Rückzahlung des Kredits sichergestellt ?
Kann eine Frau in einem Monat ihren Kredit nicht abbezahlen, dann müssen dies die beiden Bürginnen übernehmen. Nach Angaben von CARDS geschieht dies aber äußerst selten.
Jede Frau schließt mit ihrem Kredit gleichzeitig eine Art Kreditversicherung ab. Stirbt die Frau während der Kredit noch läuft, wird die Rückzahlung von dieser Versicherung übernommen. Hat die Frau von ihrem Geld eine Büffelkuh gekauft und die Büffelkuh stirbt bevor der Kredit abgezahlt ist, tritt auch die Versicherung ein.
Struktur der Spargruppen - Kooperative - Spargenossenschaft
Ziel der VISION 2020 ist es, die Selbstbestimmung und Selbstorganisation der Thrift-Frauen zu fördern. Dazu wurden die einzelnen Spargruppen vernetzt. Präsidentinnen und Vizepräsidentinnen von 20 Spargruppen bilden eine Kooperative - eine Spargenossenschaft zur gegenseitigen Hilfe. Diese 40 Frauen vertreten die Spargruppen und entscheiden über die Kredite von CARDS.
Die 40 Frauen wählen 9 Frauen in den Vorstand, davon wieder eine Präsidentin und eine Vizepräsidentin. Ihnen wird ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin von CARDS als Geschäftsführer/in zur Seite gestellt.
So eine Spargenossenschaft zur gegenseitigen Hilfe kann eine staatliche Anerkennung beantragen und wird dann staatlich registriert.
30 dieser registrierten Genossenschaften bilden dann mit ihren 90 Vertreter/innen (eine Präsidentin + eine Vizepräsidentin + ein/e Mitarbeiter/in von CARDS je Genossenschaft) eine große Genossenschaft mit ihrerseits Vorstand, Präsidentin, Vizepräsidentin und Geschäftsführer/in)
Die "Vision 2020" und ihre Auswirkungen auf das Dalitdorf
Durch die Zusammenarbeit der Frauen in den Spargruppen wird das Verständnis und der Einsatz für kommunale Belange und Gemeinschaftsaufgaben gefördert. Die Zinserträge werden z.B. auch zur Förderung der dörflichen Infrastruktur eingesetzt, wie z. B. Gesundheits- und Bildungszentren, Umweltschutzprogramme, Gründung von Jugendgruppen und Lebensmittelkooperativen.