Förderschule für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen im Bezirk Kandrika
Bei der Arbeit mit den Bala-Bata-Förderschulen in der Region um Kandrika wurde offensichtlich, dass es auffällig viele Kinder und Jugendliche mit Behinderungen gibt, die keinen Zugang zu Schulbildung oder medizinischer, bzw. therapeutischer Versorgung haben. 2016 schickte CARDS den Projektvorschlag für eine Förderschule in Kandrika. Im August 2017 wurde die „Special School for Disabled Children and Vocational Training Centre” offiziell eingeweiht. Ziel des Projektes ist es, die Kinder und Jugendlichen trotz und mit ihren Behinderungen in allen Bereichen des Lebens zu stärken, ihren Alltag zu erleichtern und sie in jeder Hinsicht in die Gemeinschaft aller zu integrieren. In der Schule können 20 Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden. Zwei Lehrkräfte mit Zusatzausbildung sind für den Unterricht verantwortlich.
Eines der Kinder, das die Sonderklasse künftig besuchen wird, ist der 6-jährige Venkata Krishna.
Venkata Krishnas Großmutter Yegamma erzählt:
“In unserer Familie sind schon immer alle Landarbeiter gewesen. Krishnas Eltern müssen beide den ganzen Tag auf dem Feld arbeiten, deshalb habe ich mich von Anfang an um ihn gekümmert. Seine Eltern sind nie zur Schule gegangen.
Krishnas Geburt war schwierig, es ist nicht alles gut gegangen. Deshalb kann er jetzt weder sitzen, stehen oder laufen und kann sich nur mit einfachen Worten ausdrücken. Krishna hat keine Geschwister. Dabei ist er so gerne mit anderen Kindern zusammen, aber leider konnte er wegen seiner Schwierigkeiten nicht in die Schule gehen. Ich bin sehr glücklich über die neue Schule von CARDS. Dort wird er gefördert und er hat endlich auch Kontakte zu anderen Kindern.
Außerdem erfahren wir von CARDS viele Dinge, über die wir nichts wussten, z.B. bekommen wir Informationen über verschiedene Regierungsprogramme, die meinem Enkel helfen können, ein selbstständigeres Leben zu führen. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Neben dem Unterricht wird eine medizinische und therapeutische Betreuung wie Physiotherapie, Logopädie und Beschäftigungstherapie ermöglicht.
Ein wichtiger Teil des Angebotes in der Schule ist die Zusammenarbeit mit den Eltern. Sie werden z.B. über staatliche Hilfsprogramme informiert und erhalten Beratung und Hilfe für das Alltagsleben mit ihren Kindern. Die Eltern werden motiviert, sich untereinander auszutauschen, sich gegenseitig zu unterstützen und so ihre Gemeinschaft zu stärken.
Am Abend werden in den Räumlichkeiten Schneider- und Nähkurse für junge Frauen und Mütter angeboten.
Kosten
Die Kosten für das Schulgebäude von 4.000 € konnten von RANDI e.V. über Spenden finanziert werden. Weitere 4.000 € wurden für die Einrichtung und den Unterhalt der Schule für ein Jahr an CARDS überwiesen. Der Bedarf für jedes weitere Jahr beträgt ca. 4.000 €.
Beginn in Kandrika
Bereits Anfang der 1980er Jahre erfuhr P. Ranjan Babu durch einen seiner Studenten von den verheerenden Zuständen in dessen Heimatdorf. Das Dorf Kandrika, ca. 95 km westlich von Guntur und im ländlichsten Hinterland gelegen, war geprägt von anhaltenden Dürreperioden und einer strengen Praxis der Unberührbarkeit.
Die Dalits des Dorfes besaßen hier sogar eigenes Land, noch von den ehemaligen Kolonialherren übereignet. Sie mussten jedoch auf den Feldern der „hochkastigen“ Landlords schuften, es bebauen und bewässern. Ihr eigenes Land lag brach und in ihrer Gemeinschaft herrschte tiefste Armut.
Ranjan Babu initiierte mit seiner damals jungen Organisation CARDS ein Dürre-Hilfsprogramm, sie bohrten Brunnen, bauten Zisternen und unterstützten die Dalits mit landwirtschaftlichen Gerätschaften. Die Menschen wurden befähigt, ihre eigenen Ressourcen zu entwickeln und zu nutzen, auch damals schon mit der Unterstützung aus Deutschland.
Ein Versammlungshaus wurde gebaut, Gemeinschaftsgefühl und Selbstbewusstsein erwachten.
Das Dorf Kandrika ist für CARDS und für Vereinsmitglieder, die in den frühen Jahren unseres Vereins nach Indien gereist sind, bis heute beispielhaft mit dem Erfolg der nachhaltigen Arbeitsweise von CARDS verbunden.